Verdrängung durch «Verdichtung»


Verdichtung innerhalb der Stadt Zürich wäre ein Mittel, um der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken, um mehr Wohnraum für mehr Menschen zu schaffen, während die bestehenden BewohnerInnen und Strukturen bestehen bleiben können. Stattdessen wird in Zürich aber eine vermeintliche „Verdichtung“ vorangetrieben, bei welcher zwar die bauliche Masse vervielfacht wird, ohne aber mehr Menschen Wohnraum zu bieten. Im Gegenteil, günstige, kleinere Familien-Wohnungen werden abgerissen, und mit einem Ersatzneubau durch teure, grosszügige Wohnungen ersetzt. Die bisherigen BewohnerInnen werden durch zahlungskräftige Einzelpersonen ersetzt, welche sich alleine eine Grosswohnung leisten können.


Nur ein Beispiel: Der SBB-Ersatzneubau Ecke Langstrasse/Neufrankengasse

Vorher: 

 Nachher:

1'100 m2

 3'385 m2

50 BewohnerInnen

ca. 50 BewohnerInnen

12 Wohnungen 

28 Wohnungen

4-Zimmer-Wohnungen 

1.5 - 5.5-Zimmer-Wohnungen

Familien   

Singles, Paare

Mietwohnungen
Genossenschaft 

Eigentumswohnungen

Auf 3-facher Fläche leben gleich viele BewohnerInnen wie im abgerissenen Haus.


Das Amt für Städtebau lobt das Gebäude in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der SBB als „ein qualitativ hochstehender Beitrag zur Entwicklung, Belebung und Verdichtung des Quartiers und der Stadt“ und betont, wie wichtig „Durchmischung“ für die Stadt sei. In Wirklichkeit wurde weder verdichtet noch durchmischt. Sondern nur verdrängt und Platz geschaffen für eine homogene, zahlungskräftige, unnachhaltige, neue Bewohnerschaft. Und das gerade im Langstrassenquartier, wo die historisch sehr dichten Kreise 3, 4, 5 zusammentreffen und sich ArbeiterInnen früher teilweise sogar ein Zimmer teilten. Diese Erweiterung der Europaallee, die sich in das Quartier hineinfrisst, verdrängt Menschen und stört gleichzeitig die Identität des Quartiers. Anstatt im Bestehenden weiterzubauen wird ausgetauscht.

In ganz Zürich steigt der Wohnflächenverbrauch pro Person stark an, auch im gemeinnützigem Wohnungsbau.  Bei abgerissenen Siedlungen entsteht zwar doppelt so viel Wohnfläche, aber für nur ein Fünftel mehr Menschen (Stand 2009).

Kein Abriss für den absurden Flächenkonsum von wenigen Gutverdienenden! Gegen Zerstörung der Quartiercharakter! Gegen Verdrängung!



2017 — Frogtown, Los Angeles