100% überall!



Die SBB möchte mehrere Grundstücke entlang der Zürcher Bahnhofsgleise umnutzen. Eines davon soll die Überbauung Neugasse werden. Wo jetzt noch Werkshallen und ein Wohnhaus stehen, sollen mehrere Blöcke für Wohnungen und Gewerbe gebaut werden. Die SBB rühmt sich, der Quartierbevölkerung und anderen Interessierten die Möglichkeit zu geben, bei der Planung der Überbauung mitzureden. Sie nutzt diese „Partizipation“, um einerseits kritische Stimmen bei den AnwohnerInnen für konkrete Gestaltungsvorschläge einzuspannen und ihnen dadurch die Möglichkeit zu nehmen, die „Rahmenbedingungen“ des SBB-Projekts in Frage zu stellen. Dagegen regt sich richtigerweise Widerstand, z.B. seitens der NachbarInnen, die 100% gemeinnützige Wohnungen an der Neugasse fordern.

Die SBB hat das Projekt Neugasse zusammen mit zwei Projektentwürfen zu weiteren Arealen präsentiert. Diese liegen auf der anderen Seite der Hardbrücke, Wohnungen sind dort kein Thema. Stattdessen sollen innovative Unternehmen und Startups neue Technologien für die kapitalistische Verwertung markttauglich machen. Neben diesen Projekten, ist das Doppelgespann SBB/Stadt Zürich verantwortlich für weitere Schweinereien, wie die Europaallee, das Polizeizentrum (PJZ) und die entstehenden und schon erbauten Glastürme bei den Bahnhöfen Altstetten und Oerlikon. Diese Bauten schaffen den Ausgangspunkt für weitere Investitionen und Aufwertung in den Quartieren – das bedeutet für viele EinwohnerInnen die Vertreibung.

Die Forderung nach 100% gemeinnützig an der Neugasse ist natürlich richtig. Noch wichtiger ist es allerdings, auch zentralen Aufwerungstreibkräften wie der SBB oder der Stadt Zürich mit der nötigen politischen Entschlossenheit entgegenzutreten. Lasst uns die 100% gemeinnützig an der Neugasse erkämpfen! Wir müssen jedoch genauso die Umgestaltung von Lebensraum nach Kapitalinteressen und AkteurInnen wie die SBB oder die Stadt Zürich bekämpfen. Lassen wir uns nicht für faule Kompromisse einspannen. Keine Scheinpartizipation, egal ob bei den Workshops der SBB oder in der Politik!

100% gemeinnützig, hier und überall!



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