Immobilienkultur Kreis 4



Immobilienkultur – Wer braucht noch ein Restaurant im Kreis 4?

An der Zwingli- und an der Tellstrasse wird investiert. Vor 5 Jahren hat die Firma „Immobilienkultur“ ganz tief in die Tasche gegriffen um mehrere Häuser inklusive einem Innenhof zu erwerben, dabei haben sie in einer Auktion sowohl die damaligen BewohnerInnen wie auch die Wogeno überboten.
Haben sie dabei zu hoch gepokert? Es fällt auf, dass die neuen Besitzer kaum abwarten können, aus ihren neuen Errungenschaften Profit zu schlagen, gleichzeitig gehen die Renovations- und Umbauarbeiten nur sehr zögerlich voran.
So wurde vor drei Jahren an der Zwinglistrasse 18 allen MieterInnen gekündigt – angeblich weil umfassende Renovationsarbeiten anstehen, tatsächlich wurden in den Wohnungen im Oktober 2016 für einen Monat sogenannte Pop-Up Restaurants eingerichtet. Seither werden die Räumlichkeiten wieder als Wohnraum zur Zwischennutzung vermietet. Wohlgemerkt ohne irgendwelche baulichen Änderungen aber mit einer fetten Mietpreiserhöhung.
Auch das eingereichte Projekt für den Innenhof steht ganz im Zeichen der Profitmaximierung: Im Innenhof soll anstelle der bisherigen Lagerräume ein chices Restaurant mit Club Einzug erhalten. Daneben sollen dank einer Aufstockung des Gebäudes auch noch die neuen Büroräumlichkeiten des Unternehmens entstehen. Wen kümmert es da noch, dass die Bau und Zonenordnung bei allfälliger Umnutzung eigentlich mindestens die Hälfte der Fläche für Wohnraum vorsehen würde. Der Markt für überteuerte Wohnungen in Zürich scheint gesättigt zu sein, nun müssen andere Methoden gefunden werden um die hohen Investitionen wieder wett zu machen.

Gentrifizieren - das tun immer die Andern

Die Geschäftsführer der Immobilienkultur AG können es gar nicht haben, wenn sie „auf die Seite der lieblosen Investoren gestellt“ werden. Dies sei nur ein Missverständnis, wie sie auf ihrem Blog Tellhof.ch versichern. Dort schlagen Sie auch kritische Töne an, bedauern steigende Mietpreise und den „strukturellen Wandel im Kreis 4, der teils Gentrifikationsähnliche Tendenzen annimmt“.
Sie selber wollen mit dem Tellhof ein „markantes Zeichen für den respektvollen Umgang mit der gewachsenen Stadtgeschichte setzen“ es sei ein Projekt, „das explizit ein schönes Wohnangebot zu zahlbaren Preisen umsetzt“. Über die Schönheit wollen wir uns kein Urteil bilden, doch stellt sich die Frage, für wen eine 2-Zimmerwohnung für 2500 Franken bezahlbar ist. Soviel kostet es nämlich in der in der zwischenzeitlich renovierten Tellstrasse 20 zu wohnen. Wie viel verdient wohl das Personal im Restaurant das im Innenhof geplant ist? Wo wohnt die Kellnerin mit ihren beiden Kindern?

Welcome to the jungle – Echt jetzt?

Und was bitte schön meinen sie mit dem Untertitel ihres Blogs www.tellhof.ch? Soll „Welcome to the jungle“ ein Bild von einem exotischen Ort wecken, an dem Menschen und wilde, gefährliche Tiere in trauter Harmonie zusammen leben wie im Dschungelbuch? Oder wird damit auf das Fressen und Gefressen werden Bezug genommen, also auf Verhältnisse, in denen das „Recht des (kapitalistisch) Stärkeren“ gilt? Insofern begreifen wird dies als Kampfansage, die wir nicht unbeantwortet lassen.



2017 — Frogtown, Los Angeles